Tendre colère

Außer sich geraten. Die Kompanie der Brüder Christian und François Ben Aïm erkundet in ihrem neuen Stück die Dynamik der Meute. In Zeiten der Enthemmung und Verrohung ist die Gesellschaft gespalten zwischen der Lust, sich im Rausch zu verlieren, und dem Drang, sich der Wut hinzugeben. Was richten diese Gefühle in einem Menschenkörper an? 10 Tänzer*innen geben sich dem Archaischen hin, betreten Schritt für Schritt einen Raum fernab des Willens und des Bewusstseins. Die Ekstase wird zur Methode. Aber geht es hier um vollkommene Selbstaufgabe? Oder nicht eher darum, sich selbst und den anderen neu und instinktiv entgegenzutreten?

Poil de la bête

Platz frei für Hunde, Gänse und Hühner. Denn sie sind die Stars dieser Aufführung, die Akrobatik, Musical und Clownerie verbindet. Juan und Diane heißen die beiden Künstler:innen aus der Welt der Bauernhöfe und Ställe. Mit sich auf die Bühne bringen sie allerlei Tiere mit Federn und Fell. Es wird gebellt, gequakt, gegackert – und außerordentlich viel gelacht. Gemeinsam spürt diese kuriose Truppe in Sketchen der Verbindung nach, die seit Jahrtausenden zwischen Haustier und Mensch besteht. Begleitet werden sie live von einem Pianisten, der das quirlige Geschehen in musikalischen  Improvisationen spiegelt und steigert.

Yé !

Wer sieht, wie die 13 Artisten des Circus Baobab ihre Akrobatik darbieten, kommt aus dem Staunen nicht heraus. Menschliche Pyramiden, schlangenhafte Verrenkungen, Sprünge und Stürze aus einer Höhe von sechs, sieben Metern – nichts ist den Künstlern, die allesamt aus Guinea stammen, fremd. In ihrer Show voller Kraft und Rhythmus verknüpfen sie ihre Artistik mit einem dringlichen Anliegen. bedeutet in der westafrikanischen Sprache Susu Wasser. Dessen Wert, Verknappung und Verschwendung wird an diesem Abend miterzählt. Alles fließt, alles steht in  Verbindung zueinander – das ist die eindringliche Botschaft von .

Sol Invictus

Tanzen, als wäre das Ende nah. Das ist die Devise, die der algerischstämmige Choreograf Hervé Koubi für Sol Invictus ausgegeben hat. In einer Mischung aus urbanem Tanz und klassischem Ballett entfalten die 15 Tänzer:innen seiner Kompanie sich nach Leibeskräften, um die pure Existenz als große Bewegung der Körper zu feiern. Unerschöpflich scheinen die Kräfte zu sein, die an diesem Abend zur Musik von Steve Reich und Beethoven das Gute und Schöne auf die Bühne holen. „Ich würde nur an einen Gott glauben, der zu tanzen verstünde“, schreibt Nietzsche. Sol Invictus ist die so intensive wie ehrliche Fortführung dieses Gedankens auf der Bühne.

Viertel vor Nacht

Weder Tag noch Nacht, weder hell noch dunkel. Diese Stimmung zwischen Traum und Wirklichkeit bringt die Berliner Künstlergruppe Florschütz & Döhnert mit Viertel vor Nacht zum Ausdruck. In einem Mix aus Musik- und Figuren-, aus Licht- und Objekttheater erscheint dem Publikum die Welt ganz anders: Bewegt sich dieser Teppich? Erinnert dieser schwebende Tüllstoff nicht an eine Qualle, die durchs Meer schwebt? In der Aufführung eröffnen die Schauspieler:innen einen zauberhaften Zwischenraum – und laden alle Neugierigen, egal ob jung oder alt, dazu ein, vom Herkömmlichen abzuschweifen ins Imaginäre.

 

P’tit brunch du théâtre : am Sonntagmittag wird Ihnen ein Brunch für die ganze Familie sowie ein spielerischer Workshop für Eltern und Kinder angeboten.

Aufführung 11:00 oder 15:00
Brunch 12:00 (zu buchen über : reservation.theatre@villeesch.lu)
Eltern-Kinder-Workshop 13:00-14:30

Ima

Alt im Körper, jung im Geist? Fünf Tänzer:innen sind auf der Bühne, bäuerlich gekleidet, tiefe Falten in den Gesichtern. Sie bewegen sich mechanisch, bis sie auf einmal spielend ins Fließen geraten. In dieser Produktion rund um die italienischstämmige Choreografin Sofia Nappi fallen wortwörtlich die Masken – und hinter dem Alter erscheint die Jugend, hinter dem Klischee das Individuum. Freiheit heißt tanzen, Tanzen heißt Entgrenzung, das zeigt dieser Abend auf lebensbejahende, hin und wieder ironische Weise. Ima wurde 2020 für die Biennale von Venedig in Auftrag gegeben und feierte als abendfüllendes Stück seine Premiere 2022 in Stuttgart.

The Game – Grand Finale

„Im Spiel verraten wir, wes Geistes Kind wir sind.“ Bereits der antike Dichter Ovid wusste, dass das Spielerische in Ernst umschlagen kann. In The Game – Grand Finale greift Jill Crovisier das Thema auf wegweisende und partizipative Art auf. Der Abend baut auf Erfahrungen auf, die die mehrfach ausgezeichnete Choreografin in Recherchen um die Welt gesammelt hat. Welche gesellschaftlichen Regeln bestimmen mein Auftreten, in welches Spiel gerate ich, wenn ich mich öffentlich zeige? 8 Künstler:innen zeigen im und durch Tanz, dass der Regelbruch, dass das Schummeln nicht das Ende des Spiels bedeuten, sondern die Befreiung aus dessen Enge und Starre.

One Shot

Ein Fuß im Club, ein Fuß im Battle – das ist die Philosophie von Ousmane Sy, einem Pionier des House Dance, der 2020 mit gerade einmal 45 Jahren verstorben ist. „One Shot“ ist sein letztes Werk und bildet da keine Ausnahme. Wie schon in Queen Blood, das letzte Saison im Escher Theater für Furore sorgte, treten nur Tänzerinnen auf, diesmal zur Musik eines DJ, der live House Dance und Afrobeat auflegt. Acht Styles, acht Frauen, die sich in expressiven Solos verausgaben und das Publikum auf unterschiedliche Weisen beeindrucken. So behauptet jede Tänzerin ihre starke Individualität; zugleich führt erst das Kollektiv jede Einzelne in einer großen Feier des Tanzes zusammen.

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