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veröffentlicht am 03.12.2025
In seinem so leichtfüßigen wie tief existenziellen Roman Zwei Herren am Strand widmet sich der Schriftsteller Michael Köhlmeier der faszinierenden Freundschaft zwischen Winston Churchill und Charlie Chaplin. Regisseur Ivan Panteleev arbeitet die Quintessenz dieses so feinsinnigen wie anrührenden Buchs heraus und gibt Zwei Herren am Strand ihre eigene Bühne – mit den bekannten Schauspielern Luc Feit und Steve Karier.
Die Inszenierung von Zwei Herren am Strand hat eine lange Vorgeschichte. Es war Frank Feitler, der ursprünglich die Idee hatte, den Roman des Schriftstellers Michael Köhlmeier auf die Bühne zu bringen.
Steve Karier: Frank rief mich an, nachdem er 2022 am Escher Theater mit Luc und Änder Jung En Escher Jong inszeniert hatte, ein Stück, das sich ja mit dem Lebensweg des Schauspielers René Deltgen beschäftigt. Und er fragte mich, ob ich bereit wäre, in seiner nächsten Produktion dabei zu sein. Luc sei auch schon an Bord. Luc Feit: Ja, wir hatten bereits länger überlegt, welchen Stoff wir für diese letzte gemeinsame Arbeit nehmen könnten. Es gab verschiedene Ideen, und plötzlich schlug Frank den Roman von Michael Köhlmeier vor.
Das Buch erschien 2014 und war ein großer Erfolg bei den LeserInnen und der Kritik. Der Text changiert zwischen dem weltpolitischen Geschehen und der privaten Situation der Männer. Beide litten unter Depressionen. Eigentlich gibt es bereits eine dramatische Fassung.
Steve Karier: Aber die war nicht wirklich kompatibel mit der Vision, die Frank von dem Abend hatte. Es war schnell klar, dass man den Text, der ja nicht für die Bühne geschrieben wurde, selbst adaptieren würde. Aber da habe ich mich, was die Arbeit am Text anging, herausgehalten. Ich konnte später dabei helfen, den Kontakt zu dem Theaterverlag herzustellen, um die Rechte zu klären, was nicht ganz einfach war angesichts der existierenden Bearbeitung. Luc Feit: Frank und ich haben gemeinsam an einer Fassung gearbeitet, viel gestrichen natürlich, Akzente gesetzt, die uns wichtig waren – vor allem hinsichtlich der Depression, dem „schwarzen Hund“, wie Churchill die Krankheit ja selbst bezeichnet hat. Was ich an Frank besonders schätzte, war, dass er kein handelsüblicher Regisseur war, sondern eher ein Metteur en place. Er entwickelte gemeinsam mit uns Schauspielern etwas. Das war immer ein Dialog, eine Dynamik, eine besondere Form der künstlerischen Zusammenarbeit.
In dieser Zeit der Vorbereitung ist Frank Feitler dann schwer erkrankt, und im Dezember 2023 ist er gestorben.
Luc Feit: Aus diesem traurigen Grund musste das Projekt komplett neu gedacht werden. Es wird natürlich auch eine Hommage an Frank sein, an seine Vision von Theater. Steve Karier: Durch Franks Tod ist diese Aufführung mit vielen Emotionen, auch persönlichen Erinnerungen, verknüpft. Aber ich habe mir vorgenommen, mich nicht überwältigen zu lassen, sondern mich gewissermaßen an das Thema, an die Ideen des Stücks neu heranzuschleichen, möglichst viel zuzulassen, mich überraschen zu lassen.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir eine klassische historische Inszenierung zu sehen bekommen, oder?
Luc Feit: Wir spielen in der Tat keine historischen Fakten, sondern wir spielen gewissermaßen mit den Fakten. Das ist bereits im Roman so angelegt – das Hin und Her zwischen Behauptung und Wahrheit, zwischen dem Erfinden von Geschichten und dem Gewicht des 20. Jahrhunderts, eine Zeit, die beide Figuren ja jeweils auf ihre Art geprägt haben. Und es geht eben nicht nur um die imposanten Leistungen von Churchill und Chaplin als öffentliche Persönlichkeiten, sondern auch viel um ihre private, psychische Situation. Hier der Kampf gegen den Faschismus, dort der Kampf gegen die Depression – beides Gewalten, die einen niederdrücken und der Freiheit berauben. Steve Karier: Franks Ansatz war von Beginn an, dass wir beide uns nicht starr aufteilen, also dass wir uns jeweils nicht eindeutig und definitiv auf die Rolle von Churchill oder Chaplin konzentrieren. Es soll stimmlich vielfältig, elastisch bleiben – und wir beide können dann entsprechend den Szenen freier agieren. Das ist auch quasi eine Notwendigkeit, wenn man die ganze Geschichte, die im Roman angelegt ist, erzählen will. In den Proben werden wir dann sehen, wohin es uns trägt.
Ivan Panteleev übernimmt die Regie von Zwei Herren am Strand. Wie kam es dazu?
Steve Karier: Uns war wichtig, dass wir das nicht in ganz fremde Hände geben. Wir wollten nicht, dass das jemand übernimmt, der in keinem Bezug zu Frank stand. Allerdings stellte sich das als schwierig heraus, aus unterschiedlichen Gründen. Ich habe Ivan bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen kennengelernt, später war er zu Gast mit einer Inszenierung bei Fundamental Monodrama, dem Festival, das ich leite. Er konnte sich auch sofort vorstellen, sich an dem Projekt zu beteiligen – im Sinne, auch im Geiste von Frank Feitler, aber natürlich auch geprägt durch seine eigene Handschrift als Regisseur.
Als Roman erschienen, für die Bühne adaptiert: Im Buch Zwei Herren am Strand treffen Charlie Chaplin und Winston Churchill aufeinander – und finden zwischen privatem Leid und brutaler Weltgeschichte zueinander.
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